Die Lorenzkirche ist eine der zwei Hauptkirchen im Nürnberger Stadtbild. Sie ist das prägende Bauwerk auf der Südseite der Nürnberger Altstadt und gleichzeitig Namensgeber dieses Altstadtteils. Genau wie ihre Schwesterkirche St. Sebald, ist die Lorenzkirche in der Blütezeit von Nürnberg (zwischen 13.- 16. Jhdt.) als eine Bürgerkirche auf- und umgebaut sowie ergänzt worden.
Bemerkenswert an beiden Kirchen ist der etwa zeitgleich begonnene Anbau eines Ostchores im gotischen Stil an das Kirchenhauptschiff. In beiden Fällen ist der Ostchor mehr als eine Ergänzung der zu klein gewordenen romanisch geprägten Kirchenschiffe. Beide Chorbauten sind Ausdruck einer aufstrebenden und wohlhabenden Bürgerschaft.
In den Epochen nach dem 16. Jhdt. ist eine solches Engagement augenscheinlich ausgeblieben. Zwar haben die Zerstörungen im 2. Weltkrieg und die Not der Nachkriegszeit, für beide Kirchen nochmals den Bürgerwillen der Nürnberger aktiviert. Aber mehr als Konservierungs- und Wiederaufbaumaßnahmen, die sich im Rückblick eher als eine Identifikationsstiftung darstellen, hat dies nicht bewirkt. So stehen beide Bauwerke ohne weitere augenfällige Erneuerungen seit dem Kriegsende in der Stadt.
Eine architektonische Auseinandersetzung und einen Widerhall unserer Epoche, die sich an diesen Bauwerken ausdrückt, hat nur im geringen Maße stattgefunden.
Zu nennen sind, die Modernisierung des Westportikus an der Sebalduskirche und zurückhaltende Neugestaltungen bei liturgischen Geräten und Einrichtungsgegenständen wie z.B. Altartisch und Taufbecken oder Modernisierung der Orgeleinbauten.
Ich persönlich bedauere dies sehr, denn obwohl Baumaßnahmen an bedeutenden Baudenkmälern inzwischen ein Ritt durch die Instanzen des Denkmalschutzes bedeutet und einer Lebensaufgabe gleicht, ist die Möglichkeit ein altes Bau-werk mit neuen Architekturelementen weiterzuentwickeln, für mich, mehr als ein reizvoller Gedanke. Der Lichtchor ist ein architektonisches Gedankenexperiment.
Angeregt von den Skulpturen des Nürnberger Künstlers Til Augustin glaube ich an die Möglichkeit, Glas, sehr dickes Glas als Baustoff für dieses Experiment einsetzen zu können. Dabei muss in die Tektonik des Bauwerkes massiv eingegriffen werden.
Mein Entwurf sieht vor, dass Teile des Ostchorbauwerkes durch Glas komplett ersetzt werden. Teile der Gebäudesubstanz, insbesondere die Äußeren Chorbögen und die beiden Außenfenster werden abgebrochen. Die Fensterinhalte ausgebaut und eingelagert, bzw. einer dokumentarischen Nutzung zugeführt.
Die Mauerteile und Fenster werden durch Geklebtes Glas in einer Dicken von 25cm ersetzt, ggf. werden statische Träger in Stahl zur statischen Stabilisierung in den entstandenen Zwischenraum eingesetzt.
Letztlich entsteht ein offenes Feld, das den Blick in den Kirchenraum von außen freigibt, den Chor mit Licht flutet und in der Nacht einen Lichtausfall aus dem Kirchenschiff nach draußen zeigt.